Antike Liebeskunst
- dmorpheus agency
- 4. Apr. 2022
- 2 Min. Lesezeit

“Das Erste ist, glaube daran: Du kannst sie kriegen – alle.” Der antike Flirtcoach wusste, was seine männliche Klientel hören wollte. Aber wo die Richtige finden und, noch wichtiger, wie sie kunstgerecht erobern? Antworten auf diese Fragen gab der römische Dichter Ovid vor rund 2000 Jahren in seinem Handbuch der Liebeskunst, “ars amatoria”, das auf Anhieb zum Bestseller wurde und nicht unwesentlich zum Ruhm des Autors beitrug.
Wer eine Frau kennen lernen wollte, musste auch im alten Rom aktiv werden: “Nicht aus der heiteren Luft hernieder wird sie dir fallen; mit den Augen suchen musst du dir die passende Frau.” Dazu hielt man sich am besten an stark frequentierten Orten auf, etwa in den Einkaufsstraßen der Stadt oder auf dem Marktplatz.
Gelegenheit für amouröse Bekanntschaften boten auch kulturelle Ereignisse wie Theateraufführungen, Sportevents oder öffentliche Feste. Im Rahmen privater Gastmähler war es besonders einfach, sich der Dame seines Herzens zu nähern, wobei reichlicher Alkoholgenuss und nächtliche Stunde halfen, über den einen oder anderen körperlichen Mangel der Auserwählten hinwegzusehen: “Nachts sind Fehler versteckt, und kein Gebrechen erkennt man, diese Stunde verschönt jede, wie immer sie sei.”
Was natürlich nicht hieß, dass das Äußere keine Rolle gespielt hätte – im Gegenteil. Sowohl für Männer wie für Frauen hatte Ovid entsprechende Stylingtipps parat. Der Mann sollte gepflegt und in sauberer Kleidung auftreten, sich aber ansonsten möglichst natürlich geben. Eine schön gebräunte Haut war kein Nachteil, verlieh sie dem Träger doch ein sportlich-attraktives Aussehen. Die Frauen halfen der Natur auch damals mit Puder, Salben und anderen Mittelchen nach, was der Dichter durchaus goutierte. Dennoch mahnte er zu Diskretion: “Die Töpfchen und Tuben jedoch, das Werkzeug der Kunst, lasst sie niemanden sehen: denn Kunst bleibt es nur, wenn man die Technik versteckt.”
Eine Frau wollte schon im alten Rom umworben und verwöhnt werden. Bei der Wahl der Geschenke riet Ovid zu Klasse statt Masse: “Vermeide, ich bitt’ dich, die großen Geschenke, das Protzige. Nein, sei bescheiden. Schenke aber mit Pfiff.” Komplimente waren immer gut, sofern man den richtigen Ton traf: “Mach es dezent. Trag’ nicht zu dick auf, ein bisschen musst auch du selbst daran glauben, sonst merkt sie die Lüge.”
Im letzten Teil des Liebesratgebers geht es um das Erleben größter sexueller Lust. Ovid beschreibt unterschiedlichste Stellungen und Praktiken, die letztlich nur ein Ziel haben sollten: “Dass die Frau alle Wonnen und Freuden der Liebe im Innersten spürt und gelöst die Entspannung genießt und mit ihr der Mann.”
Wiener Zeitung, am 02.06.2013
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